A wie Autofokus

von Florian Müller

NIE WIEDER EINEN J&J TECHTALK VERPASSEN?

Abbonieren Sie den J&J Techtalk und bekommen Sie regelmäßige, kostenlose und sinnvolle Tipps & Tricks für ihr Online-Marketing!

A – wie Autofokus

Das Licht ist perfekt, die Schauspieler versprechen sich nicht und die Kamerafahrt gelingt ohne jeden Verwackler – der Shot ist im Kasten! Oder etwa doch zu früh gefreut? Es gibt wohl nichts Ärgerlicheres am Set als eine unscharfe Aufnahme. 

 Mit derzeitigen Kameras ist es ein Leichtes eine zu dunkle oder zu helle Aufnahme zu retten, da diese einen sehr großen Dynamikumfang bieten. Unsere RED Kamera lässt sogar eine nachträgliche Änderung des ISO-Wertes zu. Auch Einstellungen wie der Weißabgleich und die Färbung, also wie warm oder kalt mein Bild aussieht bzw. ob dieses ins grün oder lila abdriftet, lassen sich dank RAW-Videoaufnahmen ohne Probleme in der Postproduktion korrigieren. Doch es gibt eine Sache, welche man sowohl bei Videos als auch bei Fotos nicht korrigieren kann, und das ist ein unscharfes Bild. Egal wie hoch die Auflösung und wie teuer die Kamera und das verwendete Objektiv – eine unscharfe Aufnahme ist meist nicht verwendbar.

Doch Sie können aufatmen – gerade Consumer-Kameras, allen voran unsere Smartphones, bieten heutzutage eine unheimlich gute Autofokus-Funktion, mit welcher Sie sich keinerlei Gedanken machen müssen, ob Ihre Videoaufnahme unscharf sein könnte. Auch semi professionelles Kameraequipment wie z. B. eine Sony A7 III oder eine Canon EOS R bieten mit dem richtigen Objektiv einen recht zuverlässigen Autofokus im Videobereich. Hier hat sich in den letzten Jahren viel getan zugunsten aller jungen Filmemacher, welche gerade starten.

Mehr bezahlen – weniger bekommen?

Interessant wird es bei Kameras ab zehn- bis fünfzehntausend Euro. Hier könnte man erwarten, dass die Technik in Sachen Autofokus umso besser ist, oder? Man bezahlt schließlich den Preis eines Mittelklassewagens für eine Profikamera inkl. guten Cine-Linsen.  Aber das ist leider, zumindest derzeit, falsch gedacht.

Der Kinobereich aber auch der Markt für professionelle Werbevideos wird derzeit von zwei Kamera Herstellern dominiert: ARRI und RED. Diese vertreiben verschiedene Kameras in der Preisklasse zwischen 20.000 € und 60.000 € an, bieten jedoch alle keinerlei Autofokus-Funktion an. Das hat auch diverse Gründe:  So sind z.B. Kino-Objektive oft Prime Linsen, also Objektive mit einer festen Brennweite. Diese Objektive haben meistens keinen eigenen Fokusmotor und können deshalb nur manuell bedient werden. Hierfür gibt es an großen Sets einen sog. Focus Puller, welcher sich nur daraufkonzentriert, dass die Aufnahme immer scharf ist oder eben auch gewollt unscharf wird. Häufig wird ein externer Motor an der Linse angebracht und der Focus Puller bedient diese dann über eine Funkstrecke und einen externen Monitor. Also Hilfestellung können Softwarefunktionen wie z.B. Focus Peaking genutzt werden welche grafisch darstellen welcher Bereich gerade im Fokus ist.

Ein Hoffnungsschimmer am Kamerahimmel

Doch es gibt auch erste Ausnahmen. Da kleine Filmproduktionen oft kein Budget haben, um sich einen Focus Puller zu leisten, und lieber mit einem kleinen und handlichen Setup arbeiten, wird hier gern zu kompakten Kameras mit Autofokus-Funktion gegriffen. Im High End Bereich gibt es von Canon mit der neuen C200 MkII oder ihrem großen Bruder der C500 MkII nun auch kinoreife Kameras mit einer unheimlich guten Autofokus-Funktion. Hier ist allerdings ein Foto Objektiv mit Fokusmotor die Voraussetzung. Dieser Autofokus kann z.B. hervorragend ein Gesicht verfolgen und dieses im Fokus halten. Jeder der schon einmal versucht hat, manuell einen Menschen in Bewegung perfekt im Fokus zu halten, weiß, welch große Erleichterung solche Systeme bieten. Doch natürlich macht auch dieser Autofokus einmal Fehler. Grundsätzlich ist das Thema Autofokus im High End Kino Bereich noch nicht wirklich angekommen. Es bleibt abzuwarten, wann Hersteller wie Zeiss oder Canon erste echte Cine-Objektive mit einer Autofokus-Funktion herausbringen, um damit die Entwicklung voranzubringen. Bis dahin muss sich der Kameramann bei der Wahl seines Equipments immer genau bewusst sein, ob Autofokus gebraucht wird oder nicht. Beispiele hierfür sind Dokumentationen und Sportaufnahmen. Dabei ist der Autofokus für eine Ein-Mann-Kamera-Crew oft sehr nützlich. Bei Filmproduktionen und Werbefilmen mit geplantem Drehbuch und einer Studio Situation wird das manuelle fokussieren die bessere Wahl sein.

Wenn Sie mehr rund ums Thema Video, Film und der Technik dahinter erfahren wollen, abonnieren Sie uns doch einfach und lassen Sie uns in den Kommentaren Vorschläge für die nächsten Videos bzw. Podcasts da.

Vielen Dank für´s Zuhören und bis zum nächsten Mal!

Florian Müller

Flo ist Redaktionsleiter und Regisseur bei J&J Media. Neben der Organisation von Produktionen liefert er Stoff für spannende Geschichten in unseren Filmen und führt Regie. Außerdem kümmert er sich im Schnitt darum, dass die gewünschte Story auch transportiert wird.

Empfohlene Beiträge

N wie ND-Filter

N wie ND-Filter

Keine Zeit zum Lesen? Jetzt Podcast anhören!N wie ND-Filter Beginnt der Sommer, warten alle auf die ersten warmen Tage mit durchgehendem Sonnenschein. Also fast alle, nur Filmemacher und Fotografen, die keinen guten ND-Filter-Satz haben, wollen das Himmelsgestirn...

mehr lesen
M wie Makro

M wie Makro

Keine Zeit zum Lesen? Jetzt Podcast anhören!M wie Makro Film und Foto kennen viele Teilbereiche, Makro ist ein ganz besonderer davon. So besonders, dass es spezielle Objektive, unzählige Ratgeber, sowie “How-to-Videos” und sogar eine eigene DIN-Norm gibt. Was ist...

mehr lesen
L wie Licht

L wie Licht

Keine Zeit zum Lesen? Jetzt Podcast anhören!L wie Licht Im Film gibt es eine Sache ohne die es am Set ganz einfach dunkel wäre. Deshalb soll es heute um L wie Licht gehen. Wer also bist jetzt noch keine Erleuchtung erfahren hat, der sollte dran bleiben. Worauf kommt...

mehr lesen